Motte und Rabe – Die Krönung der Schöpfung

Motte – Die Krönung der Schöpfung – ein Gespräch unter Freunden

„Du Rabe, heute war der Herr Pfarrer bei uns im Kindergarten.“ „Und?“ „Der hat uns aus der Bibel eine unglaubliche Geschichte vorgelesen.“ „Ach, und da hast Du, brav wie Du bist, aufmerksam zugehört?“ „Ja Rabe, der Herr Pfarrer hat uns die Schöpfungsgeschichte vorgelesen und erklärt, wie die Welt entstanden ist.“ „Motte, die Geschichte kenne ich. Wahrscheinlich hat der Pfarrer Dir auch gesagt, dass Du Motte die Krönung der Schöpfung bist, oder?“


„Stimmt Rabe, das hat der Herr Pfarrer zu uns allen, auch zu mir gesagt. Das bist Du doch auch Rabe, oder? Du bist doch so schlau und fast erwachsen?“ „Mit der Krönung der Schöpfung meint man die Menschen, also Dich Motte, selbstverständlich auch mich und andere.“ „Rabe, all die anderen in meinem Wohnhaus, in Deiner Schule, in unserer Straße, in unserem Land und auf dieser Welt? Das ist ja toll.“ „Wenn es denn nur wirklich so wäre Motte.“

„Was heißt das Rabe?“ „Kriegst Du denn nicht mit, was auf der Welt um uns passiert, nah und fern, im Kleinen und im Großen?“ „Doch Rabe, ich weiß zum Beispiel, dass die in unserem Wohnhaus seit Tagen nur noch von Angriffen, Bomben und Raketen sprechen. Ob die wohl ein neues Ballerspiel haben? Ich habe davon schon schreckliche Bilder gesehen, als mein Vater die Zeitung las. Da waren kaputte Häuser, verletzte und tot Menschen.“

„Motte, das ist kein Computerspiel, das passiert wirklich, jetzt, wo wir hier stehen und reden. Da ist Krieg in der Ukraine.“ „Rabe, aber wo ist das denn, bei uns doch nicht und warum machen die das?“ „Motte, Du stellst Fragen. Da sind einige vollkommen beknackte Herren am Werk. Ich will dass das aufhört.“ „Die sind doch erwachsen.“ „Und vielleicht deshalb unvernünftig.“ „Ich will das auch nicht Rabe. Wo haben die denn ihr Herz. Haben die nicht Der Kleine Prinz gelesen? Und was ist mit den Kindern, die da leben? Vater und Mutter?“

„Meine Mutter hat mir erzählt, dass sie als Kind ihren Vater im Krieg verloren hat. Der war Soldat und ist gefallen.“ „Gefallen? Das bin ich auch schon öfter. Hat der sich dabei weh getan, hoffentlich nichts Schlimmes.“ „Motte, ganz schlimm, schlimmer geht es nicht, der war sofort tot, kam nie mehr nach Hause, ich habe ihn nie kennen gelernt, meinen Opa, ich kenne nur Fotos von ihm. Ich hätte meinen Opa gerne mal umarmt, mich auf seinen Schoß gesetzt und von Dir Motte, meinem besten Freund erzählt. Er hätte bestimmt geschmunzelt, wenn meine Mutter ihm von meiner Stuyvesant erzählt hätte. So wäre mein Opa heute, wenn es den Krieg nicht gegeben hätte und er noch leben würde; da bin ich mir sicher.“

„Das macht mir alles Angst Rabe, ich gehe jetzt nach Hause zu meinem Vater, der wartet bestimmt schon auf mich.“ „Motte, ich auch, zu meiner Mutter und zu meinem Opa; ein Foto von ihm steht auf meinem Nachttischchen.“

„Rabe, glaubst Du, dass das stimmt, was der Herr Pfarrer gesagt hat: Der Mensch ist die Krönung der Schöpfung?“